Vom 15. bis 18. September waren wir in George Town, was auf der Insel Penang im Staat Penang liegt. Georgetown mit Umland hat ~2.8 Mio. Einwohner und ist wirtschaftlich relevant.
Von Langkawi sind wir nach Penang geflogen. Eigentlich wollte ich nicht mehr fliegen, nur die direkte Fähre wurde eingestellt. Der Umweg über eine andere Fähre mit Bustransfer hätte uns zu viel Zeit gekostet.
Georgetown ist eine Stadt, die für Vielseitigkeit steht und die 2008 zu einer UNESCO World Heritage Site ernannt worden ist. Neben Georgetown ist Malakka eine World Heritage Seite, die wir ebenso besuchen werden. UNESCO schreibt: „Malakka und George Town haben sich im Laufe von 500 Jahren des Handels und des kulturellen Austauschs zwischen Ost und West an der Straße von Malakka entwickelt. Die Einflüsse aus Asien und Europa haben den Städten ein spezifisches multikulturelles Erbe verliehen, das sowohl materiell als auch immateriell ist. Mit seinen Wohn- und Geschäftshäusern repräsentiert George Town die britische Ära ab dem Ende des 18. Jahrhunderts. Die beiden Städte bilden ein einzigartiges architektonisches und kulturelles Stadtbild, das in ganz Ost- und Südostasien seinesgleichen sucht.“ Auf der folgenden Karte ist der World Heritage Bereich mit einer gelben Linie abgetrennt.

Die Vielfältigkeit lässt sich an der Straßenkunst, Architektur und Geschichte, Bevölkerungsstruktur und unterschiedlichen Religionen mit ihren Gebäuden (Kirche, Tempel, Moschee, …) erkennen. Die Themen sind in der Reihenfolge in diesem Artikel abgedeckt.
Eines der beliebtesten touristischen Orte in Georgetown ist die Armenian Street mit ihrer Straßenkunst. Es gibt diverse Malereien an den Wänden, Metallinstillationen und weitere, kreative Dinge. Mit am bekanntesten sind folgende zwei Fahrradfahrer:

Weitere Kunst ist in der folgenden Bildergalerie dargestellt. Gerne anklicken und die Bilder durchgehen. Mit dabei sind bunte Regenschirme über eine Straße gespannt, Metallinstillationen, ein Katzenbild und Kind mit Kamera. Manche Bilder haben die beste Zeit leider schon hinter sich. Ich finde es schade, dass manches einfach so wenig gepflegt wird.




Architektonisch gab es Gebäude aus verschiedenen Zeitaltern – alt und neu, heruntergekommen und im top Zustand. Ich fand es wenig spektakulär, mit Ausnahme von wenigen Gebäuden.
Geschichtlich interessant ist das Fort Cornwallis, was gerade wiederhergestellt wird. Es steht an dem Ort, an dem 1786 Briten angelandet sind. Anfänglich war es als Aussenposten mit Zolllager vorgesehen. George Town war die erste Britische Niederlassung in ganz Südostasien. Sie wurde nach König Georg dem III. benannt, dem Herrscher von Großbritannien und Irland zwischen 1760 und 1820. Schnell entstand ein Holz-Fort, was massiv ausgebaut wurde. Es gab wenig spannendes zu sehen, außer alte Kanonen. Wir sind mit der Erwartungshaltung einer Ausstellung rein gegangen, nur sie haben konzeptionell gezeigt, was an Ausstellung zukünftig kommen soll. Eintritt wollten sie trotzdem haben. Im Café gab es dafür richtig leckere Getränke :)

Die Vielfalt in George Town ist auch auf die vielfältige Bevölkerung zurückzuführen. Heutzutage leben folgende Ethnien in George Town (Quelle): Chinesen (51%), Malaye/Bumipurta (32%), Inder (8%) und Andere (9%). Bumiputeras werden bestimmte einheimische (ursprüngliche) Bevölkerungsgruppen genannt. Es gibt institutionelle Definitionen, wann man Malaye und wann man Bumiputeras ist – man kann auch Anträge stellen. „Als Malaysier gelten alle Bürger, die im Land Malaysia leben, während sich der Begriff Malay auf Menschen malaiischer Ethnie bezieht, die von den Seefahrervölkern der pazifischen Inseln abstammen“ (Quelle). Nach der verfassungsrechtlichen Definition sind Malaien Muslime, die malaiische Bräuche und Kultur pflegen. Je nach Zugehörigkeit wird man bevorzugt z.B. beim Arbeiten im öffentlichen Dienst und bei der Belegung von Regierungsposten. Der Anteil an Chinesen lag 1891 übrigens wohl bei knapp 70%.
Um die Bevölkerungsstruktur besser in den Kontext zu setzten, habe ich mich mit der Bevölkerungsstruktur in gesamt Malaysia auseinandergesetzt (Quelle). Es leben ca. 34.5 Mio. Menschen in Malaysia, davon sind ~3 Mio. Flüchtlinge. 79% der Menschen leben auf der Halbinsel und 21% auf Borneo. Es wird davon ausgegangen, dass „die Malaien und Bumiputeras insgesamt 69,9 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, Chinesen 22,8 % und Inder 6,6 %. Die chinesische Bevölkerung ist seit 1957, als sie etwa 40 % der Bevölkerung Malayas ausmachte, proportional geschrumpft.“ Dies ist auf die Geburtenrate zurückzuführen (Malaien/Bumiputera: 2,4 Kinder pro Frau, Chinesen: 1,4 Kinder pro Frau und Inder: 1,8 Kinder pro Frau). Wenn dich der Hintergrund mehr interessiert, lies gerne den unten im Text verlinkten englischen Artikel durch.
Zurück nach George Town: bevor europäische Länder den asiatischen Raum kolonialisiert haben, waren Asiaten selber unterwegs. Ein Beispiel dafür ist der Khoo Clan aus China, der unter anderem in George Town angesiedelt ist. Aufzeichnungen führen Migrationsbewegungen von Clanmitgliedern im 16. Jahrhundert auf, wobei in Penang Aufzeichnungen ab ~1750 vorliegen (was vor der Besiedlung der Briten war).

Das Clanhaus war schön anzuschauen. Es liegt zentral in dem Siedlungsbereich des Clans.

Die verschiedenen Ethnien üben unterschiedliche Religionen aus. Nach den Zahlen der Volks- und Wohnungszählung 2020 (Quelle) praktizieren etwa 63,5 Prozent der Bevölkerung den Islam, 18,7 Prozent den Buddhismus, 9,1 Prozent das Christentum, 6,1 Prozent den Hinduismus. Folglich haben wir Moscheen (von außen), Kirchen (von außen) und Tempel gesehen. Auf die Besuche beim Dhammikarama Burmese Tempel, Chaiya Mangalaram Thai Buddhist Tempel und Kek Lok Si Tempel gehe ich im Folgenden ein.
Der Dhammikarama Burmese Tempel hat mich sehr beeindruckt. Es war so goldfarben und fein gearbeitet. Außerdem gab es eine riesige buddhistische Statue im goldenen Gewand.


Direkt gegenüber ist der Chaiya Mangalaram Thai Buddhist Tempel mit integrierter Grabstätte. So etwas habe ich noch nie gesehen: Die Asche wird in eine Urne gefüllt und in ein kleines Fach im Tempel gestellt. Das Fach ist mit einer gläsernen Tür versehen, auf der die Informationen zur toten Person eingraviert sind (Name, Geburtstag, Todestag, möglicherweise mehr). Ein Foto vom Gesicht wird dazu geklebt. So standen Urne an Urne in den Fächern nebeneinander. Das sieht dann so aus:

Als letzte Attraktion haben wir den Kek Lok Si Tempel besichtigt. Er gilt als einer der größten Tempel in Südostasien. Die Anlage ist wirklich sehr weitläufig, dafür nicht sonderlich in Stand gehalten.

Erst vor wenigen Jahren wurde eine neue, riesige Kuan-Yin-Statue auf den Berg gebaut. Wir sind mit einem Bus dahin und später mit einem Lift zurück gefahren. Die Statue ist noch größer als die vom Dhammikarama Burmese Tempel. „Je größer desto besser“ ist hier wohl die Devise.

Alles in allem ist Georgetown eine vielfältige Stadt mit gewissem Flair. Es lohnt sich auf jeden Fall vorbei zu gucken. Die 2.5 Tage haben mir persönlich gereicht. Während unseren Aufenthalts war es generell voller Menschen, weil Nationalfeiertage stattfanden und Schulferien sind. Die Fülle an Menschen wird uns auch beim nächsten Reiseziel begleiten: die Cameron Highlands.
Der Link zum englischen Artikel über die Demografie in Malaysia: hier.
Mareike