Gestern habe ich die E-Mail meines Fluganbieters bekommen, dass ich bereits in sechs Tagen nach Hause fliege – und deswegen werde ich meine noch ausstechenden Artikel endlich schreiben. Am Montag hatte ich meine einzige (digitale) Klausur. Digital bedeutet, dass wir Studenten jeweils an einem Computer (ohne Internetzugang) saßen und die Antworten direkt digital geschrieben und eingereicht haben. Papier gab es nur für Notizen. Das war auf jeden Fall eine spannende Erfahrung und ich bin ein großer Fan von dieser Prüfungsart! Für die Korrigierenden ist das auf jeden Fall viel leichter zu lesen. Des Weiteren habe ich die beiden ausstehenden Seminararbeiten abgeschlossen, sodass ich seit Donnerstag nichts mehr für die Uni zu tun hatte. Seitdem war ich jeden Tag unterwegs und z.B. nachher werde ich mit meiner Mitbewohnerin und zwei Weiteren nach Oslo fahren und in ein oder zwei Museen gehen. Um dort hinzufahren werden wir zuerst zum Bahnhof gehen, dann die Bahn in die Stadt nehmen und weiter mit einem Bus fahren. Und das bringt mich zum heutigen Thema: Mobilität in Oslo.
Da ich mir für die Uni sowieso eine Fahrkarte kaufen musste, war mir das zusätzliche Anschaffen eines Fahrrads zu teuer. Am Anfang habe ich aufgrund der Erfahrungen zuhause gezweifelt, ob ich nur mit öffentlichen Verkehrsmittel gut von A nach B komme – und was soll ich sagen? Das öffentliche Verkehrsnetz ist so gut ausgebaut, dass ich gar nicht mehr auf irgendwelche Zeiten achten, wenn ich zum Bahnhof oder zu einer Bushaltestelle komme. Meistens innerhalb 2-3 Minuten und spätestens innerhalb 5-10 Minuten (und am Wochenende 15 Min.) ist meine Bahn, mein Bus oder meine Straßenbahn da! Die Verkehrsmittel können vor allem zu Schul-, Uni- und Arbeitsbeginn sehr voll sein, was mich jetzt nicht weiter gestört hat. Natürlich gibt es auch Bereiche in Oslo, die nicht so gut erreichbar bzw. vernetzt sind wie andere – das ist ja überall so. Was mich auch sehr begeistert hat, war die Art und Weise sich eine Fahrkarte zu kaufen und sich zu orientieren. Es wird alles über eine Handy-App gesteuert: das Ticket ist digital und alle Verbindungen lassen sich darüber aufrufen, in einer so einfachen Art und Weise, dass sich andere Verkehrsbetriebe daran gerne orientieren können.
Und wie ist das mit den Autos? In Oslo gibt es viel mehr E-Autos als zuhause. Das hat mehrere Gründe: der Staat subventioniert die Autos und baut gleichzeitig (neben Tesla) die notwendige Infrastruktur aus (vor allem Aufladestationen in ländlicheren Gegenden). In Deutschland würde man ja seine eigene Industrie kannibalisieren, wenn man sich vom Verbrennungsmotor wegbewegt… Darüber hinaus erhebt die Stadt Steuern bzw. Maut, wenn man mit einem Verbrennungsmotor in der Stadt fährt – für E-Autos gibt es diese Kosten nicht. Dadurch wird das Verhalten der Autofahrer gelenkt, weil es viele dieser Mautstationen gibt und es wirklich richtig teuer ist. Es zeigt mal wieder eins: Wenn man das Verhalten lenken möchte, hilft es finanzielle Anreize zu setzen. Die Autos werden somit über die Hauptverkehrswege geleitet, wie in folgender Karte zu erkennen ist (rot bedeutet stau, orange ist stockender Verkehr). Im Vergleich zu dem Verkehrsaufkommen in Hamburg oder anderen großen Deutschen Städten, ist das ein sehr geringes Stauaufkommen (vor allem wenn die Größe von Oslo berücksichtigt wird).
Alles in allem muss ich sagen, dass besonders die Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel mich sehr beeindruckt hat. Bei der Entscheidung, welche Transportmittel für einen persönlich am vorteihaftesten sind, werden Faktoren wie Preis, Streckennetz, Dauer, Komfort, Fahrpläne/Abfahrtszeiten, Reisezeit und noch mehr verglichen. In Deutschland werden die Ticketpreise immer teurer und gleichzeitig wird die Infrastruktur nicht verbessert, sodass immer mehr Menschen Auto fahren. Würde ich auch machen, weil es unter den gegebenen Bedingungen in Deutschland einfach die größte Unabhängigkeit mit entsprechendem Kosten/Nutzen-Faktor ergibt. Hier in Oslo ist es jedoch so, dass die Stadt es geschafft hat, die richtigen Anreize für das Verwenden der öffentlichen Verkehrsnetzte zu nutzen – und daran sollte sich Deutschland wirklich ein Beispiel nehmen.
Mareike