Faszination Bauprojekt

Jeden Tag erlebe ich es wieder: das Arbeiten auf der Baustelle ist eine hohe Kunst. Sehr viele Menschen muessen zusammenarbeiten um das erwuenschte Projekt zu beenden. Dabei bewundere ich immer wieder wie z.B ein Kippwagen-Fahrer zentimetergenau Sand abladen kann, wie andere Arbeiter mit ihren riesigen (!) Maschinen auf den Punkt genau arbeiten koennen. Faszinierend.

Eine Baustelle ist ein lebender Organismus, in dem jeder seine Aufgabe hat. Der eine kuemmert sich um das, der andere um dies und zusammen kann man wunderbares erschaffen.

Nachdem ich drei Tage an dem Kreisel gearbeitet habe (Rick zu mir:“ Hey Mareike, die wollen dich wieder haben am Kreisel“), bin ich nun einem anderen Projekt zugeteilt worden: eine kilometerlange Strasse wird streckenweise komplett ueberarbeitet.

Jemand, der an einer Baustelle vorbeifaehrt, kann keinen Eindruck von der Komplexitaet gewinnen: man sieht immer nur eine Momentaufnahme. Und so ging es mir auch, doch jetzt weiss ich genau, wie eine Strasse gebaut – beziehungsweise ueberarbeitet – wird. Dich interessiert das? Dann erklaere ich dir folgend die Variante, die ich auf der Baustelle erlebe.

1. Kies/ Schutter auf die Strasse kippen und dann mit einem Grader (deutsch: Planierer -> Bild) verteilen. Alles wird gewalzt.

2. Mit einem riesigen Geraet wird die bestehende Strasse mit dem aufgetragen Kies gemischt! Da muss unglaubliche Kraft hinterstecken. Unglaublich. Diese Machine (keine Ahnung wie der deutsche Name ist) mischt alles so fein, dass man keine Brocken findet. Ein Arbeiter hat mir erzaehlt, dass mal ein totes Kaenguru auf der Strasse lag und sie die Machine darueber fahren lassen haben um zu testen, ob man was finden wuerde – nichts! Absolut nichts hat auf das Kaenguru hingewiesen. Es mag vielleicht bessere Wege geben, um die Kraft des Sterilizer zu testen..

3. Eine weitere Ladung aus Zement und irgendwelchem Sand wird aufgetragen. Zuerst kommt eine Ladung Zementpuder, darauf der Sand und alles wird gewalzt.. Das bedeutet, es sind gleichzeitig 6 (!) Maschinen auf der Strasse: zuerst der Zement-Spreader (Zementsprueher), direkt folgend ein Tipper (deutsch: Kippwagen), der den Sand bereitstellt fuer eine dritte Maschine, die den Sand verteilt. Darauf folgen drei Walzen: eine mit Zaehnen, eine weitere bestehend aus vielen Reifen (wir sagen Multi) und zum Schluss eine Walze. Echt spektakulaer anzuschauen. Zur Information: Ich werde keine Fotos veroeffentlich, weder von mir in meiner Arbeitskleidung, noch von irgendwelchen Baustellen.

4. Wenn alle Tests bestanden sind, wird geteert. Das bedeutet, eine spezielle Machine sprueht den Teer, direkt dahinter werden Steine (wir sagen einfach nur „stones“ dazu, vllt gibt es einen „korrekteren“ Namen) auf den heissen Teer gestreut und alles wird wieder gewalzt und gewalzt und gewalzt.

5. Man wartet einige Zeit in diesem Stadium der Strasse und  sprueht provisorische Markierungen. Irgendwann, weiss leider nicht genau wodurch das bedingt wird, wird die letzte Deckschicht der Strasse aufgetragen wird. Diesen letzten Schritt konnte ich leider noch nicht persoenlich miterleben.

Wie Du lesen kannst, ist es ein langer und zeitaufwaendiger Prozess – gut fuer mich, bedeutet mehr Arbeit :). Mir macht das Arbeiten echt Spass, auch wenn es echt warm werden kann. Noch kann ich es bei 35 Grad und stechender Sonne gut aushalten. Dabei moechte ich anmerken, dass ich Stahlkappenschuhe, eine dicke, lange Arbeitshose, ein langes Shirt, eine Weste, Sonnenbrille, Hut sowie Handschuhe trage (meine Persoenliche Schutzausruestung). Es wird immer waermer werden bis Dezember/Januar…

Wir Traffic Controller sind – um zurueck zum „Organismus Baustelle“ kommen – so eine Art Membran, die die Baustelle schuetzt und gleichzeitig sicherstellt, dass sich alle sicher innerhalb der Baustelle bewegen koennen.
Die Machinen planen teilweise ihre Bewegungen nach dem Verkehr und deswegen vertrauen sie auf uns. Was wir sagen ist wichtig, wie wir handeln ist ausschlaggebend, ob es schnell vorrangeht oder nicht. Hier jedoch Beispiele zu nennen, wuerde den Rahmen sprengen.

Mein aktueller Client/Bauherr ist sehr zufrieden mit mir, auch wenn ich erst wenige Tage als Traffic Controller arbeite. Deswegen arbeite ich auch nur noch fuer ihn im Moment. Es waere perfekt, wenn ich fuer ihn weiter arbeiten koennte, weil das wuerde bedeuten Arbeit von Montag bis Samstag, 8 Stunden am Tag (ausser Samstags) bis zum Dezember. Mal gucken. Vllt schickt mich meine Firma auch irgendwo anders hin, denn im Endeffekt entscheidet das Buero.
Mein Superviser (Aufseher) ist ebenfalls sehr zufrieden mit mir :) Er bringt mir alles bei, gibt Hilfestellungen und stellt sicher, dass ich die richtige Prozedur anwende. Es ist naemlich nicht, wie viele denken, einfach nur an der Seite stehen und ein Schild (besser bekannt hier als „Lollipop“) umdrehen. Es ist viel komplexer und das finde ich gut. Es gibt noch so viel zu erfahren und jeden Tag lerne ich mehr. Es gibt so viele Vorschriften fuer die Schilder, die Abstaende zueinander und einiges mehr.

Die Firma ist so eine Art kleine Familie geworden. Man trifft sich mit vielen anderen Arbeitskollegen jeden Morgen, faehrt gemeinsam zur Baustelle und verbringt den gesamten Tag zusammen. Es gefaellt mir super und ist hundert mal besser als Farmarbeit, weil man macht seinen Koerper nicht kaputt. Man ist zwar auch den gesamten Tag draussen, doch man steht und geht anstatt sich ueber den Busch zu biegen. Also wie du hoeren kannst, geht es mir super, alles ist bestens und ich bin sehr zufrieden mit allem (Mitbewohner, Nachbarn, Arbeitsplatz..).

Morgen geht’s wieder frueh hoch. Gute Nacht.

Mareike

1 Kommentar zu „Faszination Bauprojekt“

  1. Pingback: Ende März geht es nach Hause | Mareikes Blog

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