Im Laufe meines Monats hier in Australien habe ich sehr viele verschiedene Menschen getroffen, die aus den unterschiedlichsten Gruenden hier sind. Ich finde einige sehr interessant, die ich euch mal vorstellen moechte.
In Cairns habe ich einen getroffen, der mit dem Fahrrad (!!) durch Australien reist. Ja, mit seinem Fahrrad. Er hat erzaehlt, dass er von Adelaid (glaube ich) durch das Outback nach Alice Springs gefahren ist. Von dort weiter nach Darwin und durch den Regenwald nach Cairns. Unglaublich, was der an Entfernungen zurueckgelegt hat! Er hat auch einen Blog (Link). Vielleicht, so ueberlegt er, schreibt er ein Buch ueber seine Abenteuer, denn er ist bereits durch Europa gereist.
Sein Fahrrad ist uebrigens sein eigenes, was er aus England hat einfliegen lassen. Ich finde es echt heftig, was er macht, denn er schlaeft fast jeden Tag im Zelt irgendwo in der Wildnis und er muss immer alles auf seinem Fahrrad transportieren (fuer die naechsten Tage). Er trinkt bestimmt 4 Liter Wasser pro Tag und dann noch das Essen, seine Kleidung, seine Ausruestung usw.. Meinen Respekt hat er.
Viele Menschen die ich hier treffe, sind in Australien, weil sie in ihrem eigenen Land keine Zukunft sehen. Das ist traurig.
Beispielsweise habe ich einen Italiener getroffen, der bereits 21 Monate hier ist (man hat die Moeglichkeit insgesamt zwei Jahre (unter bestimmten Bedingungen) in Australien mit dem Working Holiday Visum zu arbeiten) und danach moechte er nach Neuseeland und dort ebenfalls zwei Jahre verbringen. Nach seiner Zeit in Neuseeland moechte er nach Asien oder wohin auch immer, Hauptsache nicht zurueck nach Italien. So geht es nicht nur einigen Italienern, sondern auch Iren, Franzosen, Schotten …  sogar einen Oesterreicher habe ich getroffen. Das ist erstaunlich, denn die haben keine Moeglichkeit ein Working Holiday Visum zu beantragen. Er ist mit einem anderen Visum hier und verdient sein Geld nicht legal.
Australien und auch Neuseeland werden somit fuer einige als Laender der Hoffnung angesehen.
Eine, die mit mir im Hotel arbeitet, sagte zu mir: „Ich kehre nie wieder zurueck. Niemals. Warum denn auch? Ich kann hier ein bisschen arbeiten – es reicht zum Leben – und gleichzeitig die Welt sehen.“ Als ich fragte, was ihre Familie und ihre Freunde davon halten, meinte sie, dass sie gluecklich seien, wenn sie zufrieden sei.
Eine aus Schottland, die ich in Sydney getroffen habe, moechte nie wieder zurueck, weil ihr Land langweilig sei und nichts zu bieten haette. Sie moechte hier spaeter studieren und versuchen, dauerhaft in Australien zu leben. Genauso wie eine andere aus Irland.
Fuer andere ist Australien eine Auszeit. Beispielsweise fuer den, mit dem ich mir das Auto teilen sollte, der ja aber einfach weggefahren ist. Er studiert eigentlich „Bratwurstlehrgang“ (BWL), doch auch weil seine Freundin Schluss gemacht hat, wollte er „so weit weg, wie es nur geht und Australien ist auf der anderen Seite“. Innerhalb kuerzester Zeit hat er entschlossen, hier her zu kommen. Ich glaube, er ist hier um von seinen Problemen zuhause abzulenken und seinen Kopf zu befreien.
Eine andere ist hier, weil sie natuerlich etwas sehen will. Doch ihr Hauptgrund ist – das finde ich echt lustig -, weil sie noch ihr gesamtes Leben arbeiten wird. Lustig, denke ich mir, du hast die letzten drei Monate als Nanny gearbeitet und arbeitest jetzt fuer weitere drei Monate im Hotel. Merkwuerdige Einstellung. Wenn sie die Zeit hier jedoch nicht als Arbeit ansieht, dann ist das ja gut.
Die meisten – so hoffe ich – sind hier um die Welt zu sehen, zu reisen, den Horizont zu erweitern und unglaubliche Erfahrungen zu machen. Das ist auch meine Einstellung.
Natuerlich ist es nicht immer einfach alleine hier. Alleine zu sein kann manchmal echt hart sein ..
Diese Freiheit, jeden Tag theoretisch neu und anders gestalten zu koennen, kann einen ueberfordern. Vor allem am Anfang war das schwer. Was moechte man als naechstes tun? Ja, man kann alles tun! Man kann in den Norden, in den Sueden, man kann hier bleiben, man kann so vieles. Die Auswahl ist riesig und man muss versuchen, fuer sich selber ein gutes Mittelmass aus allen Aktivitaeten und Moeglichkeiten zu finden.
Fuer mich ergibt sich so langsam was. Es ist noch nicht Spruchreif, deswegen erfahrt ihr es, wenn es soweit ist :)
Mareike
Pingback: Ende März geht es nach Hause | Mareikes Blog